Lernmaterial: Fütterung & Verdauung

Website: Onlinecampus Virtuelle PH
Kurs: Milch
Buch: Lernmaterial: Fütterung & Verdauung
Gedruckt von: Gast
Datum: Freitag, 26. April 2024, 10:43

Beschreibung

Lernmaterial: Fütterung & Verdauung

1. Einleitung

Quelle: Land schafft Leben, CC BY-ND 4.0

Der Landwirt und die Landwirtin müssen ihre Rinder natürlich ausreichend mit Wasser und Nahrung versorgen. Die Qualität des Futters ist besonders wichtig, um hochwertige Milch erzeugen zu können. Eine Kuh frisst schnell und verdaut später, weil ihre Vorfahren oft schnell flüchten mussten.

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2. Wiederkäuer

Quelle: Land schafft Leben, CC BY-ND 4.0 Kühe haben die genetische Anlage von Fluchttieren und sind daher Wiederkäuer. Sie fressen möglichst rasch und viel auf einmal und kauen das Futter dann wieder. Wenn Kühe nicht fressen oder schlafen, sind sie fast die ganze Zeit über mit dem Wiederkauen beschäftigt. Insgesamt machen sie etwa 30.000 Kauschläge pro Tag. Vier Stunden am Tag verbringt eine Kuh mit Schlafen. Dabei ist sie vier- bis sechsmal im Tiefschlaf, für insgesamt 30 Minuten. Eine Kuh könnte gar nicht Stunden lang liegen, da ihr Eigengewicht zu stark auf die Organe drückt.

3. Verdauungsapparat

Die Vorfahren der Kuh mussten sich noch vor Raubtieren fürchten. Daher verschlangen sie das Futter auf offenen Wiesen möglichst schnell. Für das Verdauen war später Zeit. Tiere, die wir als “Wiederkäuer” bezeichnen, haben sich vor langer Zeit eine Technik angeeignet, die es erlaubt, schnell zu fressen und später zu verdauen. Daher haben sie mehr als nur einen Magen - Kühe haben vier Mägen. Obwohl sie heute keine Raubtiere mehr zu fürchten hat, zerkleinert die Kuh das Futter beim Fressen kaum und schluckt es hinunter. Im Pansen und Netzmagen wird das Futter gepresst und beginnt zu gären. Dann kommt das Futter wieder zurück ins Maul. Die Kuh zerkleinert es nochmals und schluckt es wieder. Dann gelangt es in den Netzmagen. Größere unverdaute Stücke kommen nochmals zurück ins Maul, der Rest wandert weiter Richtung Blättermagen, Labmagen und Darm. Quelle: Land schafft Leben, CC BY-ND 4.0

4. Was bekommen Milchkühe zu fressen?

Quelle: Land schafft Leben, CC BY-ND 4.0 Die Zusammenstellungen des Futters sieht bei Kühen oft sehr unterschiedlich aus. Sie ist aber mitentscheidend für das Wohl der Tiere. Kühe sind evolutionäre Wiederkäuer, mit einem entsprechenden Verdauungsapparat, der auf Gras in frischer oder konservierter Form spezialisiert ist.

Milchkühe fressen im Sommer bis zu 100 kg Gras pro Tag. Ihnen schmeckt nicht nur frisches Gras, es kann auch getrocknet oder siliert sein. Und Milchkühe fressen auch Futter, das ihre Vorfahren vor hundert Jahren noch gar nicht kannten – wie zum Beispiel Kraftfutter und Mineralfutter. Letzteres wird zur Leistungssteigerung und zum Ausgleich von Mangelerscheinungen eingesetzt.

Das Grundfutter wird größtenteils auf den Wiesen und Feldern der landwirtschaftlichen Betriebe selbst erzeugt. Wiesenfutter hat in Österreich mit 60 bis 100 Prozent bei weitem den größten Anteil am Grundfutter. Damit die Kühe mehr Milch geben, wird auch Kraftfutter (wie Getreide oder Soja) und Mineralfutter eingesetzt. 

Kühe sind Wiederkäuer, dass haben wir schon gehört. Sie zählen zu den Raufutterverzehrern. Eine Kuh ist also für Raufutter gemacht – für Gras und Heu. Kraftfutter gibt ihr mehr Energie und sie kann somit auch mehr leisten - zum Beispiel mehr Milch geben. Zuviel Kraftfutter führt jedoch dazu, dass der Pansen der Kühe zuviel Säure bildet und die Kuh erkrankt. Wie viel Kraftfutter für die Kühe noch gesund ist, darüber gehen die Ansichten von Experten und Expertinnen auseinander.

Feed no Food

Die Verfütterung von Getreide und Soja steht jedoch auch in direkter Konkurrenz mit der menschlichen Ernährung. Manche Landwirte und Lanwirtinnen verzichten daher ganz bewusst auf die Gabe von Kraftfutter an Milchkühe. Eine durchschnittliche europäische Milchkuh frisst im Jahr rund 2,5 t Kraftfutter. Davon könnten fünf Menschen ein Jahr lang leben. Von der Milch die sie gibt, kann nur ein Mensch leben. Dazu kommt, dass Soja sehr oft importiert wird und beim Anbau ökologische und soziale Aspekte nicht beachtet werden. Im folgenden Video wird dieser Zusammenhang gut erklärt.  

Video: 64 Bauern Lehrvideo: Kühe ohne Kraftfutter nur mit Gras füttern führt zu 4 mal mehr Vitamine

5. Grundfutter

Quelle: Land schafft Leben, CC BY-ND 4.0
Frisches Grünfutter

Frisches Gras holt sich die Kuh entweder selbst beim Weidegang, oder der Bauer/die Bäuerin mäht es und bringt es am selben Tag in den Stall.

Quelle: Land schafft Leben, CC BY-ND 4.0
Heu

Lässt der Bauer/die Bäuerin Grünfutter trocknen, wird es zu Heu. Das getrocknete Grünfutter kommt traditionell auf den Heuboden. Es wird im Winter verfüttert, wenn keine frischen Gräser zur Verfügung stehen.

Quelle: Land schafft Leben, CC BY-ND 4.0
Gras- und Maissilage

Gräser und Maispflanzen kann man auch ähnlich wie Sauerkraut haltbar machen. Dazu nutzt der Bauer/die Bäuerin die so genannte Milchsäuregärung. Beim Futter heißt dieser Vorgang “Silieren”, zur Lagerung dienen verschiedene Arten von Silos.

6. Kraft- und Mineralfutter

Quelle: Land schafft Leben, CC BY-ND 4.0
Kraftfutter

Als Kraftfutter werden besonders energiereiche Futtermittel bezeichnet, zum Beispiel Getreide, Soja oder Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie. Kraftfutter sollte nur als Ergänzung zum Grünfutter gegeben werden.

Quelle: Land schafft Leben, CC BY-ND 4.0
Mineralfutter

Mineralfutter kann ebenfalls das Grünfutter ergänzen. Es enthält Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine, die eine Kuh vor allem braucht, wenn sie viel Milch gibt.

7. Flüssigkeitszufuhr

Quelle: Land schafft Leben, CC BY-ND 4.0
Eine Kuh kann 20 Liter Wasser auf einmal saufen.

Mindestens 80 Liter Wasser trinkt eine Kuh täglich, bei sehr hoher Milchleistung bis zu 150 Liter. Damit werden etwa 100 Liter Speichel für die Verdauung erzeugt. Das Euter ist stark durchblutet, zur Erzeugung von einem Liter Milch zirkulieren dort etwa 400 Liter Blut. Die Wasserqualität ist bei der Milchproduktion von Bedeutung, weil Milch zu 87,5 Prozent aus Wasser besteht. In Österreich bekommen Kühe Trinkwasser.

8. Exkurs: Video über die Fütterung und Verdauung

Entdecke in diesem Video was die österreichische Kuh frisst, wo das Futter herkommt und wie in der Kreislaufwirtschaft die Ausscheidungen der Kühe dazu beitragen, wieder wertvolles Futter zu erzeugen:

9. Die erste Milch

Quelle: Land schafft Leben, CC BY-ND 4.0

Die erste Milch für's Kalb

In den ersten Lebensstunden bekommen die Kälber die Biestmilch der Mutter. Das ist jene Milch, welche die Mutterkuh gleich nach der Geburt gibt und welche etwa hundertmal mehr Antikörper als durchschnittliche Kuhmilch enthält. Da für die Milchproduktion die Kälber danach von der Mutter getrennt werden, müssen die Kälber vom Landwirt mit ausreichend Milch und Wasser versorgt werden. Gefüttert werden muss ein Kalb mindestens zweimal täglich.

Echte Milch oder Milchersatz für die Kälber

Nach der Trennung von der Mutter bekommen die Kälber entweder weiterhin die Milch der Mutter oder einen Milchersatz. Als Ersatz kann ein Pulver dienen, das speziell für Kälber hergestellt wird. Die Rohstoffe kommen aus der Molkerei, vor allem das Eiweiß. Zudem enthält das Milchersatz-Pulver Pflanzenfette wie Palmöl, weil die Kälber diese leichter verwerten können.

Obwohl am Bauernhof genug Kuhmilch vorhanden ist, kauft ein Teil der Bauern Milchersatz zu. Gründe dafür gibt es verschiedene. Es ist vor allem auf größeren Bauernhöfen einfacher, das Pulver gemischt mit warmem Wasser zu verfüttern als Milch nach dem Melken aus dem Tank zu entnehmen und in der richtigen Temperatur den Kälbern zu geben. Der Milchersatz enthält genau jene Nährstoffe, die Kälber brauchen. Außerdem kann es sein, dass das Milchersatz-Pulver billiger ist als die Rohmilch. Bio-Bauern dürfen den Kälbern keinen Milchersatz füttern.