Onlinecampus Review

Hat „Bewegte Schule“ einen nachhaltigen Einfluss auf Gewichtsstatus, Rauchgewohnheiten und sportliche Aktivität von Jugendlichen?

Ausgabe: #16 Mai 2014
Rubrik: Forschung
Institution: Kirchliche Pädagogische Hochschule – Edith Stein

Eine Bestandsaufnahme 10 Jahre nach Projektbeginn.

Hintergrund: Die Bewegungswelt der Kinder und Jugendlichen hat sich während der letzten Jahrzehnte in den westlichen Industrienationen gravierend geändert und zeichnet sich immer häufiger durch Abnahme von Alltagsaktivitäten und Bewegungsarmut aus. Neben langen  Sitzzeiten in der Schule ist auch die Freizeit zunehmend mehr durch körperliche Inaktivität gekennzeichnet. Dies gilt vor allem für die nach 1990 geborenen Jugendlichen, die mit Internet, Computer und Smartphones aufgewachsen sind. Eine Folge der körperlichen Inaktivität ist die wachsende Übergewichtsprävalenz. Zudem zeigen Studien, dass neben Bewegungsmangel weitere gesundheitlich ungünstige Lebensgewohnheiten, wie etwa hyperkalorische Ernährung, Alkoholkonsum und Rauchen zunehmen. Auch für diese gesundheitsrelevanten Parameter, wie etwa Rauchgewohnheiten, gilt, dass bereits bei Jugendlichen eine weit verbreitete Fixierung ungünstiger Alltagsgewohnheiten vorliegt.

In der aktuellen Untersuchung wurde der Einfluss eines vor 10 Jahren gestarteten und über die gesamte Grundschulzeit durchgeführten Präventionsprojekts („Bewegte Schule“) auf Sportaktivität, Gewichtsstatus und Rauchgewohnheiten damaliger Projektteilnehmer untersucht. Dabei interessierte besonders, ob es auch nach mehreren Jahren noch einen positiven Effekt bei den Jugendlichen gibt, die eine „Bewegte Schule“ besuchten?

Methode: Im Rahmen dieser Untersuchung wurden n=46 Jugendliche, die vor zehn Jahren an einer kontrollierten Längsschnittstudie teilnahmen, mittels eines standardisierten Fragebogens zu anthropometrischen Daten (Alter, Geschlecht, Größe und Gewicht) und Lebensgewohnheiten (Sportaktivität,  Rauchgewohnheiten) befragt. Der Fragebogen wurde mittels Rücksendekuvert Anfang Juni 2013 an die ehemaligen Schüler/innen der 2 Tiroler Grundschulen verschickt. Die Adressen wurden von den zuständigen Schulleitern zur Verfügung gestellt.

Ergebnisse: 17 Jugendliche (81%) der ehemaligen Versuchsschule (VS) (16,9±0,49 Jahre) und 19 Jugendliche (76%) der ehemaligen Kontrollschule (KS) (17,2±0,42 Jahre) nahmen an der Untersuchung teil. Die Befragung zu sportlichen Aktivitäten zeigte, dass sich die Jugendlichen der VS durchschnittlich 5,1±2,1 Stunden pro Woche körperlich betätigen, während die Jugendlichen der KS im Durchschnitt 3,2±1,9 Stunden pro Woche Sport betreiben (p<0,05). BMI Werte unterschieden sich zwischen den beiden Gruppen ebenfalls signifikant zu Gunsten des ehemaligen  Interventionskollektivs. Hingegen gab es bei den Raucherquoten keine signifikanten Unterschiede. Schlussfolgerungen: Diese Untersuchung zeigte, dass sich mehrjährige Gesundheitsinterventionen im frühen Schulalter positiv auf den späteren Lebensstil auswirken können. Um die Verbreitung ungesunder Lebensweisen im späteren Jugend- und Erwachsenenalter einzuschränken, kommt daher frühzeitigen präventiven Maßnahmen, wie etwa in Form von „Bewegten Schulen“, eine hohe Bedeutung zu.

Dies sollte dahingehend genutzt werden Interventionen auch nach der Grundschulzeit an Schulen und in Betrieben weiterzuführen, denn das Jugendalter stellt ein „präventives Fenster“ für körperliche Aktivitäten dar, das vor der Manifestation von chronischen Erkrankungen genutzt werden sollte.

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Der vollständige Artikel ist in der Fachzeitschrift „Bewegungstherapie und Gesundheitssport“ Heft 1 (2014) erschienen. (vollständiges Zitat siehe unten).

GREIER, K. (2014). 10 Jahre nach Projektbeginn: Beeinflusst „Bewegte Schule“ nachhaltig Gewicht, Rauchen und sportliche Aktivität von Jugendlichen?  „Bewegungstherapie und Gesundheitssport“, (30) 1, 17-20.

Link zur Zeitschrift:

https://www.thieme.de/de/bewegungstherapie-gesundheitssport/profil-6933.htm