Onlinecampus Review

Nutzen und Nachteil der Computer in der Schule? Es kommt darauf an - und zwar SEHR!

Ausgabe: #20 Mai 2015
Rubrik: Publikationen
Institution: edugroup.at
Es gibt nicht wenig Studien, die zum Ergebnis kommen, dass beim Computereinsatz in der Schule außer Spesen nicht sehr viel gewesen sei. Im Nachsatz dann das ceterum censeo: Natürlich lerne man durch Computereinsatz das Verwenden von Computern. (Aber das ist eine andere Geschichte, die ich hier nicht vertiefen will.)

Ich möchte mit diesem Beitrag auf die Studie „Virtually No Effect? Different Uses of Classroom Computers and their Effect on Student Achievement“ des CESifo Center for Economic Studies an der Ludwig-Maximilian-Universität München aufmerksam machen. Auf Basis der TIMMS-2011-Daten (250.000 Schüler/innen in 53 Ländern in der 4. Schulstufe, 150.000 Schüler/innen in 30 Ländern in der 8. Schulstufe) wurde im Rahmen eines elaborierten Denk- und Rechenmodells versucht, den Einfluss des Computereinsatzes auf Mathematik- bzw. Naturwissenschaftskenntnisse und -kompetenzen zu erheben. Ergebnis: Alles in allem – kaum ein positiver Effekt. Im Detail aber: Große Unterschiede je nach Schulstufe und Fach, je nachdem, wofür der Computer in der jeweiligen Klasse und von der jeweiligen Lehrperson eingesetzt worden ist.

Die große Datenbasis erlaubt auch die Aussage, dass diese unterschiedlichen Effekte hinsichtlich der Schüler/innen-Leistungen unabhängig vom Engagement der Lehrperson oder vom sozialen Hintergrund der Schüler/innen auftreten. Ein wichtiger Hinweis dazu: Dieser Befund zeigt sich in den entwickelten Ländern; in Ländern mit wenig entwickelten Schul- bzw. Lehrer/innenbildungssystemen ergibt sich nochmals ein ganz anderes Bild.

Die Studie trägt auch dem in vielen Projekten und Konzepten völlig zu Unrecht vernachlässigten Faktor Lehr-/Lernzeit entsprechend Rechnung: Die Zeit im Klassenzimmer kann nicht, die Lernzeit insgesamt kaum verlängert werden. Neue (digitale) Medien und Werkzeuge sind in der Regel nur zulasten anderer Aktivitäten einzuführen und zu nützen. Von Pädagog/innen sind also gewichtige Entscheidungen zu treffen: Was lasse ich im jeweiligen Gegenstand zugunsten neuer, digitaler Aktivitäten weg? Was hat positive, keine, negative Effekte?
Forschung und insb. Standards in der Lehre und Pädagog/innenbildung stehen hier noch ganz am Anfang. Dabei verdient der differenzierte Blick auf den je konkreten Computereinsatz allemal präzise und verstärkte Forschung. Oder, mit dem Schlusssatz der Studie zum Ausdruck gebracht: „In any case, our results suggest a clear focus on the specific types of activities to which computers are put to use.”